Die aggressive Handelspolitik unter Trump hat US-Niederlassungen regionaler Mittelständler nicht geschadet. Im Gegenteil, viele konnten ihr Geschäft sogar ausbauen. Trotzdem hoffen sie unter Biden auf Veränderungen.
Im Graepel-Werk in Omaha, Nebraska, stauen sich die Aufträge. Die US-Niederlassung des Lochblechherstellers aus Löningen im Kreis Cloppenburg liefert einbaufertige Teile für Land- und Baumaschinen und Nutzfahrzeuge, rüstet Schienenfahrzeuge und Sportwagen aus. Nachdem die frühere US-Regierung unter Donald Trump Strafzölle für Stahl und Aluminium eingeführt hatte, gingen die Metallimporte in den USA zurück. Das trieb schon vor der Coronakrise die Preise hoch und sorgte für eine künstliche Verknappung. Die Pandemie und die Blockade des Suez-Kanal durch den verkeilten Mega-Tanker „Ever Given“ verschärften die Lage zusätzlich. „Jetzt ist die Verfügbarkeit von Metall eine Katastrophe“, sagt Mark Zumdohme, Chef der Graepel-Niederlassung in den USA. Weil zu wenig im Werk ankommt, können die Aufträge nicht schnell genug abgearbeitet werden – dabei sind die Bücher voll. So voll, dass Graepel allein in den vergangenen 3 Monaten 10 neue Mitarbeiter angestellt hat und in Omaha jetzt 50 Leute beschäftigt.
Dass sich die Auftragslage für Graepel derart positiv entwickeln würde, schien vor fünf Jahren alles andere als sicher. Als Trump 2016 die Wahl gewann, waren viele deutsche Unternehmen verunsichert. Trump hatte im Wahlkampf immer wieder versichert, er werde gegen in seinen Augen unfaire Handelsabkommen vorgehen und sicherstellen, dass künftig US-Unternehmen bevorzugt würden, getreu der Devise: America First. Vier Jahre später und wenige Monate nach dem Machtwechsel im Weißen Haus ziehen vier Mittelständler aus Nordwestdeutschland mit Niederlassungen in den USA dennoch eine weitgehend positive Geschäftsbilanz. „Uns hat die Rhetorik nicht gefallen, aber aus unternehmerischer Sicht waren es für uns gute Jahre“, sagt Zumdohme.
Anderen Unternehmen aus dem Nordwesten geht es ähnlich. […]
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