New New Deal

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Foto: Joe Biden im Mai 2021, via Flickr

US-Präsident Joe Biden will Billionen in die Wirtschaft investieren. Davon profitieren die Baubranche, die Energiewirtschaft und das Gesundheitswesen.

Gleich in seinen ersten 100 Tagen im Amt hat Joe Biden einen Rekord aufgestellt: Der Aktienindex S & P 500, der die 500 größten börsennotierten US-Aktien umfasst, stieg seit seinem Amtsantritt im Januar bis Ende April um 24 Prozent. Ähnlich stark hatte der Index zuletzt vor 60 Jahren zugelegt, nachdem John F. Kennedy ins Weiße Haus eingezogen war. Dass der S & P 500 in Bidens ersten Amtstagen mehr als doppelt so stark stieg wie unter seinem Vorgänger, dürfte Ex-Präsident Donald Trump besonders wurmen. Schließlich war er es, der sich als Freund der Wirtschaft inszenierte und die Aktienkurse als Gradmesser für seine persönlichen Zustimmungswerte ansah.

Die Wirtschaft ist optimistisch — trotz Pandemie und obwohl der neue Präsident sich anders als sein Vorgänger nicht als Intimus der Großkonzerne präsentiert. Denn Biden verkündet seit seiner Vereidigung ein Investitionspaket nach dem anderen. Sie sind Teil seines „Build Back Better“-Plans, mit dem er die US- Wirtschaft quasi rundumerneuern will. Dafür will er Summen aufwenden, die in diesem Ausmaß selbst unter der Obama-Regierung mitten in der Rezession 2009 nicht versprochen wurden: Biden spricht von einer Investition, wie sie nur einmal innerhalb einer Generation vorkomme. Viele Beobachter aus dem In- und Ausland fühlen sich an den „New Deal“ er- innert, den Franklin D. Roosevelt in den 1930ern aufgelegt hatte, um der Folgen der Großen Depression Herr zu werden. Auch damals wurden für diese Zeit unvorstellbar hohe Summen ausgegeben, um das Land und vor allem seine Wirtschaft wieder wachsen zu lassen.

Die Infrastruktur. Das US-Highway-System wurde unter Präsident Dwight D. Eisenhower in den 1950er-Jahren gebaut, heute sind Straßen und Brücken vielerorts sanierungsbedürftig. Die American Society of Civil Engineers (ASCE), eine Vereinigung der Bauingenieure, vergab in diesem Jahr die Schulnote 3– für die landesweite Infrastruktur. „Zunehmende Abnutzung unseres Landes hat 43 Prozent unserer öffentlichen Straßen in schlechtem oder mittelmäßigem Zustand zurückgelassen“, so die Experten. Biden will zwei Billionen Dollar in die Infrastruktur investieren. Bis Ende des Jahrzehnts soll das Straßennetz mit 114 Milliarden Dollar modernisiert wer- den. Das Paket könnte „einen Superkreislauf für Baumaterialien in Gang setzen, wie wir ihn in den 1950er-Jahren gesehen haben“, sagt Morgan-Stanley- Analystin Courtney Yakavonis. Davon würden Straßenbauunternehmen wie Vulcan Materials, Summit Materials und Martin Marietta profitieren, die Materialien wie Steine, Schotter, Zement, Beton und Asphalt liefern. Ein Straßenbauboom füllt auch Baumaschinenherstellern wie John Deere und Caterpillar die Auftragsbücher (siehe Aktien-Empfehlung Seite 68). Außerdem Kran-Unternehmern, deren schweres Gerät etwa bei Brückenarbeiten zum Einsatz kommt.

Auch den Schienenverkehr will Biden wiederbeleben. Nach dem Zweiten Weltkrieg trieb das Land den Ausbau von Straßen und Flughäfen voran. Das Eisenbahnnetz wurde immer schwächer. Auf den 220 240 Kilometer Schiene, die das Land durchziehen, rollt heute vor allem der Gütertransport. Die privaten Betreiber finanzieren sich mithilfe von Trassenpreisen selbst.

(Die ganze Geschichte in €uro 06/21)