Michael Buback hat auf eigene Faust den Mord an seinem Vater Siegfried Buback untersucht. Vor Gericht will er nun beweisen, dass der Verfassungsschutz die wahre Mörderin jahrelang gedeckt hat. Bei den Ermittlern gilt er inzwischen als Querulant.
Was hat er nicht alles auf sich genommen. Er hat Bundesbehörden gegen sich aufgebracht, sich in Ermittlungsakten eingegraben, jede freie Minute der Detektivarbeit gewidmet. Am Ende hat er sich sogar mit einem der Terroristen, die den Mord an seinem Vater planten, in ein Fernsehstudio gesetzt.
Bereits mehr als 30 Jahre hat Michael Buback, Sohn des 1977 von der RAF ermordeten Generalbundesanwalts Siegfried Buback, darauf gewartet, dass die Ermittler das Attentat auf seinen Vater aufklären. Inzwischen hat der 65-Jährige allerdings Zweifel an der Arbeit von BKA und Bundesanwaltschaft. Wenn am Donnerstag in Stuttgart der Prozess gegen die Ex-RAF-Terroristin Verena Becker beginnt, wird Buback als Nebenkläger auftreten.
Hinweis aus RAF-Kreisen
Die Staatsanwaltschaft will in dem Verfahren beweisen, dass Becker eine Mittäterin des „Kommandos Ulrike Meinhof“ war und „maßgeblich an der Entscheidung für den Mordanschlag, dessen Planung und Vorbereitung sowie der Verbreitung der Selbstbezichtigungsschreiben“ mitgewirkt hat. Buback dagegen will beweisen, dass Becker persönlich die tödlichen Schüsse auf seinen Vater abgegeben hat.
2007 erhielt er aus RAF-Kreisen den Hinweis, dass nicht die bisher verurteilten Ex-RAF-Mitglieder Knut Folkerts, Günter Sonnenberg und Christian Klar den Anschlag ausgeführt hätten, vielmehr habe Verena Becker mit der Waffe geschossen.
Seitdem hat Buback sich in jeder freien Minute, die ihm sein Job als Chemieprofessor lässt, in die Zeitungsartikel eingegraben, die seine Frau Elisabeth seit dem Anschlag akribisch ausschneidet und in Alben einklebt. Zwei Jahre lang hat er Stück für Stück den Tathergang rekonstruiert, Ermittlungsakten eingesehen und mit Zeugen von damals gesprochen. Herausgekommen ist ein Buch, „Der zweite Tod meines Vaters“, in dem er 2008 die Ergebnisse seiner privaten Ermittlungsarbeit präsentierte: Zeugen hätten auf dem Sozius des Tatmotorrads eine zierliche Person, mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Frau, gesehen. Ermittler hätten die Aussagen dieser Zeugen nicht weiter berücksichtigt. Tatsächlich sprachen leitende Beamte bald darauf nur noch von männlichen Tatbeteiligten.
Gebrandmarkt als Verschwörungstheoretiker
Aus Bubacks Sicht ein fataler Fehler. Denn nur wenige Wochen nach dem Attentat wurde Verena Becker festgenommen – im Gepäck die Waffe, mit der die tödlichen Schüsse abgegeben wurden. Buback glaubt, dass Becker aus den Ermittlungsakten verschwand und strafrechtlich nicht belangt wurde, weil sie mit dem Verfassungsschutz zusammenarbeitete.
Den Ermittlern stößt die Behauptung, der Verfassungsschutz hätte eine Mörderin gedeckt, sauer auf. Manche halten ihn für einen Verschwörungstheoretiker. Sein Anwalt Ulrich Endres sagt, Buback habe „mit wissenschaftlicher Akribie Beweise zusammengestellt, die darauf hindeuten, dass Verena Becker die Schützin war“.
Erst vergangene Woche appellierte Buback mit anderen Angehörigen von RAF-Opfern in der „Bild“-Zeitung an Angela Merkel, sie solle unabhängige Kriminologen und Juristen auf den Fall ansetzen und alle geheimen Dokumente zugänglich machen. Von Pannen und Rätseln im Mordfall Buback war die Rede. Auch das klingt nicht gerade schmeichelhaft für die Ermittler. Buback tut eben alles, um endlich die Wahrheit über den Mord an seinem Vater zu erfahren.