Verbraucher sind schlecht organisiert

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EU-Kommission Brüssel (photo: https://www.flickr.com/photos/xaf)
EU-Kommission Brüssel (photo: https://www.flickr.com/photos/xaf)

 

Andreas Polk lehrt Industrieökonomik an der Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin. €uro befragte ihn zur Logik und Funktionsweise des Lobbyismus.

Andreas Polk, Professor für Volkswirtschaftslehre und Industrieökonomik an der Hochschule für Wirtschaft und Recht, Berlin
Andreas Polk, Professor für Volkswirtschaftslehre und Industrieökonomik

€uro: Herr Polk, Wie erklärt die Wissenschaft das Phänomen Lobbyismus?

Andreas Polk: Die Organisation politischer Interessen ist ungleich verteilt zugunsten kleiner einflussreicher Gruppen und zulasten großer unorganisierter Interessen. Industrielle sind sehr gut, Verbraucher eher schlecht organisiert.

Warum hören Politiker überhaupt auf Lobbyisten?

Meist versprechen sie sich davon etwas. In der EU ist Informationspolitik die wichtigste Form des Lobbyismus. Wenn alle Gruppen Einfluss nehmen, kann das die Informationsbasis für politische Entscheidungen erhöhen. Oft gibt es jedoch ein Ungleichgewicht.

Wie kann man Einfluss nehmen?

Politiker werden mit Briefings direkt angesprochen. Nichtregierungsorganisationen wählen oft den Weg der indirekten Einflussnahme auf die öffentliche Meinung, weil sie weniger Geld haben. Sie müssen das Trittbrettfahrerproblem überwinden.

Was ist das?

Würden alle Konsumenten für ihre Belange kämpfen, wäre eine mächtige Verbraucherschutzlobby denkbar. Der Einzelne vertraut aber darauf, dass andere die Arbeit machen. Er ist ein Trittbrettfahrer. Das Ergebnis: eine unterrepräsentierte Interessenvertretung der Verbraucher.

 

erschienen in €uro 06/2014, Begleitinterview zum Artikel Stadt der Strippenzieher