Wie „Curiosity“ den Mars erkundet

Ein Strahlungsmesser so groß wie ein Toaster und ein Laser, der Gestein verdampfen kann: Der Marsrover „Curiosity“ ist mit modernster Technik ausgestattet, um den Roten Planeten zu untersuchen. Vor der ersten Erkundungsfahrt wird allerdings noch einige Zeit vergehen.

„Einst war es ein kleiner Schritt … jetzt sind es sechs große Räder“, twitterten die Nasa-Ingenieure zusammen mit einem Schwarz-Weiß-Foto vom Rad des Marsrovers „Curiosity“ am Morgen. Kurz zuvor war „Curiosity“ erfolgreich auf dem Mars gelandet. Sieben bange Minuten hatten die Ingenieure Blut und Wasser geschwitzt, als der Marsrover sein kompliziertes Landemanöver absolvierte. Mithilfe eines Bremsfallschirms und Korrektordüsen bremste der Rover von 21.000 km/h auf null ab. In 1,8 Kilometern Höhe wurde der Rover abgekoppelt, bevor es 20 Meter über dem Boden von einem Kran auf dem Mars abgesetzt wurde.

Die komplizierte Landung ist der vorläufige Höhepunkt der Reise von „Curiosity“ – doch die Mission fängt gerade erst an. Das Ziel: Der Rover soll untersuchen, ob auf dem Mars aktuell oder in der Vergangenheit Leben existiert hat. Um das Leben auf dem Mars zu untersuchen, ist er mit zahlreichen Analysegeräten ausgestattet. Kameras sollen Bilder aus der Nähe und der Ferne liefern, Messgeräte die Zusammensetzung von Bodenproben zeigen.

Bevor „Curiosity“ zu seiner ersten Erkundungsfahrt startet, müssen zudem der Mast und die Antenne des Rovers vollständig ausgeklappt und die Kommunikationsverbindungen getestet werden. Vom Nasa Jet Propulsion Laboratory (JPL) im kalifornischen Pasadena setzen die Mitarbeiter der amerikanischen Raumfahrtbehörde einige automatisierte Computersequenzen in Gang, mit der die Systeme des Rovers getestet werden. Zum Beispiel wird der Rover über seine High-Gain-Antenne mit der Erde kommunizieren.

Ein Spektrometer von der kanadischen Raumfahrtagentur

Erst nachdem all diese Aufgaben abgeschlossen sind, wird der Rover seine erste Fahrt von der Landezone im Gale-Krater auf unbekanntes marsianisches Terrain unternehmen. Der Krater wurde für die Landung ausgewählt, weil sein Boden sehr tief liegt und sich hier besonders viele Schichten unterschiedlichen Materials abgelagert haben. Die Analyse dieser Schichten soll umfassende Erkenntnisse über das Klima und die Atmosphäre liefern.

Die Mast-Kamera wird Farbfotos und Videos aufnehmen, aus denen später Panoramaaufnahmen zusammengesetzt werden können. Mit den Fotos der „Mastcam“ soll die marsianische Landschaft, ihre Felsen und Böden dokumentiert werden, außerdem soll sie Fotos von Wetterphänomenen machen. Die Bilder aus der Kamera nutzt der Bordcomputer des Rovers zudem zum Manövrieren.

„Curiosity“ ist außerdem mit einem Lupe ausgestattet – allerdings unterscheidet sich ihr Modell von dem, das jeder Geologe um den Hals trägt. Der „Mars Hand Lens Imager“ (MAHLI) wird die Wissenschaftler auf der Erde mit Nahaufnahmen von Mineralien, Oberflächen und Strukturen der marsianischen Felsen versorgen. MAHLI verfügt zudem über ein Blitzlicht und ein ultraviolettes Licht, um auch nachts Fotos machen zu können und fluoreszierende Ziele aufzunehmen.

Die kanadische Raumfahrtagentur stiftete ein Spektrometer für „Curiosity“, das die Zusammensetzung von chemischen Elementen in Gesteinen und Böden analysiert. Zur Analyse der elementaren Zusammensetzung des marsianischen Gesteins dient außerdem die sogenannte „ChemCam“, dessen Laser Ziele in der Umgebung erfasst und Gestein vaporisiert, also verdampft.

Ein marsianisches Jahr auf Erkundungstour

So groß wie ein Toaster oder ein Soda-Sixpack: Der Radiation Assessment Detector (RAD) wird alle möglichen Strahlungen auf dem Mars messen und identifizieren. Ziel der Messungen ist es, für zukünftige bemannte Marsmissionen herauszufinden, wie sich die Astronauten vor der Strahlung schützen können.

„Curiosity“ soll mindestens ein marsianisches Jahr – 687 Erdentage – lang auf Erkundungstour bleiben und muss dabei einen marsianischen Winter mit Temperaturen um -90 Grad Celsius überstehen. Der Rover hat eine größere Reichweite und Mobilität als seine Vorgänger, „Curiosity“ wird sich in einer Distanz von 5 bis 20 Kilometern von seinem Landeplatz aus bewegen. Dabei sammelt, zermahlt und analysiert der Rover rund 70 Boden- und Felsproben. Extra dafür ist „Curiosity“ unter anderem mit einem Massenspektrometer ausgestattet.

erschienen 08/2012 auf ftd.de